Toskana 2015


13.09. - 19.09.2015


Dieses Jahr fand unsere Wanderwoche wieder im September in der Toskana statt. Die 5 Wanderungen wurden von unserem Wanderführer Peter Steckenbauer geleitet, der uns mit Ausnahme von 2014 seit 2010 auf unseren Wanderungen begleitete und den wir kennen und schätzen gelernt haben. Zwei Wanderungen fanden südlich und zwei östlich von Siena statt, im Chianti Gebiet. Die fünfte Wanderung in der Mitte der Woche war eine Stadtwanderung in der Hauptstadt der Toskana, in Florenz. Ausser am Montag war das Wetter schön und warm um die 30° C mit einer relativ grosser Luftfeuchtigkeit, die uns keine grosse Mühe bereitete. Wir waren alle voller Erwartungen auf die immer sehr interessant  gestalteten Wanderung und die ausführlichen Informationen von Peter über Land und Leute und die ferne Vergangenheit. Auch bei der Stadtwanderung war Peter unser Wanderführer mit seinen kompetenten Informationen.

 

Untergebracht waren wir im Hotel Montaperti in Asciano bei Siena. Es ist ein typisches Kurzurlaub-Hotel mit wechselnder Kundschaft. Es logieren zur Hauptsache asiatische Gäste im Hotel sowie italienische Seminarteilnehmer. Wir genossen gute toskanische Küche und Weine, deren Auswahl etwas bescheiden war.

Der Kreuzgang von Torri, Wanderung von Chiusdino zur Abtei von San Galgano

Nach dem Frühstück machten wir uns auf den Weg zur ersten Wanderung. Bevor wir zum Ausgangspunkt der ersten Wanderung fuhren, besichtigten wir den Kreuzgang von Torri. Das Kloster von Torri stammt aus dem 11. Jahrhundert und ist vor allem für seinen dreigeschossigen Kreuzgang bekannt. Die drei Bogenreihen stammen aus unterschiedlichen Epochen und sind somit auch in verschiedenen Baustilen ausgeführt. 

Anschliessend an die Besichtigung des Kreuzgangs fuhren wir mit dem Bus nach Chiusdino, zum Ausgangspunkt unserer Wanderung. Auch da gab es einiges zu besichtigen. Hier wurde Galgano Guidotti geboren und getauft. Er war in jungen Jahren Ritter ohne Furcht und Tadel, der Gewalt, Missbrauch und Vergewaltigung nicht abgeneiigt war. Nachdem er Visionen des Erzengels Michael empfangen hatte, gab er sein vergnügliches Leben auf und zog sich als Einsiedler zurück auf den Berg Montesiepi nahe seines Heimatortes Chiusdino. Um seinen Willen zur Änderung seines Lebens zu dokumentieren, steckte er auf dem Montesiepi sein Schwert in die Spalte eines Steines, woraufhin sich das Schwert in ein Kreuz verwandelte. Er starb im Alter von 33 Jahren, bevor es zur Gründung eines Ordens kam. Über Galganos Grab auf dem Montesiepi wurde eine Rundkirche gebaut und 1220 entstand das Zisterzienzerkloster. Das Kloster auf dem Montesiepi wurde bald zu eng, weshalb 1224 mit dem Bau der Abbazia di San Galgano, wenige hundert Meter unterhalb im Tal begonnen wurde. Es entstand die erste Kirche in der Toskana mit gotischen Stielelementen. Der wirtschaftliche Abstieg des Klosters begann im 14. Jahrhundert, als durch Hungersnöte und Pestepidemien viele Mönche und Laienbrüder starben. 1550 wurde das Bleidach verkauft, damit wurde die Kirche dem Zerfall preisgegeben. Die Wanderung von Chiusdino zur Abtei San Galgano begann mit dem Abstieg von Chiusdino und führte an Bauernhöfen vorbei, die gemischte Kulturen anbauen wie Wein, Oliven, Getreide, usw. Dadurch war die Landschaft sehr abwechslungsreich. Wir kamen ins Dorf Palazzetto, wo wir von einen kurzen Schauer überrascht wurden und einen Moment unterstehen mussten. Weiter ging es an dem exklusiven Relais Borgo Santo Pietro vorbei und anschliessend in den Wald, den wir erst wieder kurz vor San Galgano verliessen. Es gingen immer wieder kurze leichten Schauern nieder, die uns die Stimmung nicht vermiesen konnten. Als wir aus dem Wald kamen sahen wir die zum Teil schon zerfallenen Landwirtschafts-Gebäude, die zum Kloster gehörten. Weiter oben sahen wir die Ruine der Kathedrale von San Gargano. Kurze Zeit später erreichten wir die ehemalige Abtei San Gargano, das unser Wanderziel war. Im benachbarten Restaurant nahmen wir ein schmackhaftes Mittagessen ein. Anschliessend besichtigten wir die Überreste der Kirche und dem ehemaligen Kloster. Anschliessend stiegen zur Besichtigung zur Rundkapelle auf den Montesiepi hinauf, wo die ehemalige Einsiedelei war und das erste Kloster gebaut wurde.

Burgentour um Gaiole, im Reich es Chianti Classico

Die Wanderung am Dienstag fand im Herzen des Chianti Classico statt. Wir fuhren nach Gaiole, genauer östlich von Gaiole unterhalb von Barbischio, wo unsere Wanderung begann. Der Ausstiegsort war ca. 300 m unterhalb der Villa und der Ferienanlage des Zürcher „Don Raffi“ alias Raphael Huber, der zwischen 1982 - 1991 rund 2,3 Millionen Schmiergelder von Gastrounternehmer kassierte. Auf dem Fussweg an der Mühle vorbei, die in ein Agrotourismo umgebaut wurde, ging es in den Wald. Der Fussweg war ziemlich verwachsen, auf dem wir ins befestigte Dorf Barbischio aufstiegen. Die gleichnamige Burg mit dem markanten Turm, der zum grössten Teil aus Beton besteht und von einem Künstler bewohnt wird, konnten wir nur von aussen betrachten. Die Pfarrkirche, die dem heiligen Jakobus geweiht ist, konnten wir auch von innen sehen. Auf dem Weg nach Castagnoli gingen wir durch den Wald, kamen an schönen Ferienhäuser vorbei und stiegen am Schluss durch Weinberge hinauf nach Castagnoli. Die ersten Weinkulturen im Umkreis des landwirtschaftlichen Betriebs Rocca di Castagnoli gehen sehr wahrscheinlich auf die etruskische Epoche zurück. Die ehemalige Burgstadt Castagnoli ist heute eine Ferienanlage und beherbergt die Weinkeller mit Holzfässern der Familie Ricasoli, die ende des 18. Jahrhunderts die gesamte Anlage inkl. Villa übernommen haben. In dem modernen Wine Shop wurden uns toskanische Köstlichkeiten und ausgezeichneten Wein serviert. Nach der Verkostung machten wir uns auf den weg Richtung Gaiole und kamen am Castello di Melto vorbei, an dem gleichnamigen Weingut die Jakobskellerei Schuler beteiligt ist. Unterhalb des Castello wartete schon der Bus für die Rückfahrt ins Hotel auf uns.

Florenz, Stadt der Renaissance

Am Mittwoch war die Stadtwanderung in Florenz angesagt. In der Hauptstadt der Toskana, Wiege der italienischen Sprache und der Renaissance, reiche Handelsstadt der Medici-Herzöge und Mäzene, Stadt grosser Künstler wie Brunelleschi, Donatello, Michelangelo und Leonardo da Vinci. Bei unserer Stadtwanderung gingen wir nach dem Verlassen des Buses ein Stück dem Arno entlang und überquerten den Fluss auf der Ponte alle Grazie. Wir kamen auf die Piazza De Mozzi und streiften durch ende Gassen zur Ponte Vecchio, wo wir noch die Kirche Santa Felicita besuchten. Wir überquerten die Ponte Vecchio, auf der es ausschliesslich Schmuckläden gibt. Anfänglich führten Metzger und Gerber ihr Handwerk auf der Brücke aus, die ihre stinkenden Abfälle in den Arno entsorgen konnten. Der ehemaliger Zweck der Brücke war die Verbindung zwischen des Palazzo Vecchio und den Uffizien mit dem Palast der Medici, Palazzo Pitti. Wir folgten der Verbindung von der Brück zu den Uffizen, in den ehemals die Ministerien untergebracht waren und heute die Kunstsammlung Galleria degli Uffizi befindet. Es sind Werke der Malerei und Bildhauerei von der Antike bis zum Spätbarock ausgestellt und gilt als eine der bekanntesten Kunstsammlung der Welt. Weiter gingen wir in Richtung Norden auf die Piazza della Signoria mit dem Palazzo Vecchio, der Loggia dei Lanzi mit den vielen Statuen und Skulpturen, dem David und dem Herkules, sowie dem Neptun-Brunnen. Man musste sich richtig durchkämpfen bei der enormen Menschenmenge. Weiter durch die Stadt kamen wir auf die Piazza del Duomo. Wir waren erschlagen von der Schönheit der Kathedrale und dem Glockenturm. Das Baptisterium San Giovanni, die Taufkirche des Doms, war leider hinter einem Gerüst und wir konnten die Schönheit nur erahnen. Einen Teil der Gruppe beschloss, die Kuppel der Kathedrale zu besteigen, was einen fantastische Rundsicht über Florenz bot. Über 463 Stufen, durch enge Gänge und von der Unterkante der Kuppel hinauf mit Gegenverkehr erreichten wir mühsam die Aussichtsplattform. Der Abstieg war einfacher und ohne Zwischenhalte recht schnell bewältigt. Dann war Hunger angesagt und Peter führte uns in ein ausgezeichnetes Lokal, wo wir Spagetti con le Sarde genossen und selbstverständlich toskanischen Wein tranken. Auf dem Rückweg kamen wir noch an der Kirche Santa Croce vorbei, bevor wir den Bus bestiegen. Vor der Rückfahrt machten wir noch einen Halt auf der Piazza Michelangelo von wo wir nochmals einen Blick über Florenz geniessen konnten.

 

Kathedrale Santa Maria del Fiore

Der Dombau begann im Jahre 1296 und mit Unterbrechungen und Neuplanungen konnte das Langschiff im Jahre 1379 in Gebrauch genommen werden. 1417 lagen die ersten Entwürfe für die Kuppe vor und am 25. März 1436 nach der Fertigstellung der Kuppe wurde der Dom eingeweiht. Bis zum Ende des 16. Jahrhundert wurde kleine Arbeiten am Dom ausgeführt. 1572 wurde mit den Freskos in der Kuppel begonnen und 1579 vollendet. 

Die unvollendete gotische Fassade umfasste nur das untere Drittel und wurde 1588 abgerissen. Die heutige Fassade wurde erst im 19. Jahrhundert entworfen und realisiert.

Murlo - Spuren der Etrusker

In der Nähe von Murlo war unser Ausgangspunkt der interessanten Wanderung. Wir stiegen auf den Hügel gegenüber Murlo, auf dem im 7. Jahrhundert v. Chr. einen stattlicher etruskischer Palast stand. Funde von den Ausgrabungen werden wir nach dem Mittagessen im Museum in Murlo bestaunen können. Die Ausgrabungsstätte könnte man übersehen, wenn uns Peter nicht darauf aufmerksam gemacht hätte. Anschliessend gingen wir über Feld und durch den Wald und kommen an einer ehemaligen Kalkbrennerei vorbei. Weiter unten kamen wir zur Kirche Montepertuso, wo uns Peter Wein zum Verkosten reichte. Anschliessend stiegen wir steil hinunter nach La Befa und bestiegen den Bus, der uns entgegen der ursprünglichen Planung, nach Murlo brachte. Leider war der Weg auf dem Trasse der ehemaligen Bahn von einem Unwetter verschüttet, so dass wir den Rückweg nach Murlo mit dem Bus bewältigen müssten. Zurück in Murlo besichtigten wir das kleine mittelalterliche Dorf, das noch immer mit dicken Steinmauern befestigt ist. Wir stärkten uns im Dorfgasthaus und kamen in den Genuss einer Unterhaltung von einem amerikanischen Tenor, der zufällig auch hier toskanische Köstlichkeiten genoss. Nach der Mittagspause besuchten wir das Etruskermuseum, in dem die Ausgrabungsschätze präsentiert werden. Heute waren wir früh zurück im Hotel und hatten die Gelegenheit im Dorf noch ein Bier zu trinken.

Vom Castello di Brolio nach San Giusto a Rentennano

Wir fuhren wieder in das Kerngebiet des Chianti Classico südlich von Gaioile, etwas südlich dem Gebiet, das wir am Dienstag bewanderten. Wir starteten unsere Wanderung unterhalb des Castello di Brolio, das ebenfalls im Besitz der Familie Ricasoli ist. Schon nach dem Aussteigen stiegt uns der Geschmack der frischen gekelterten Tauben in die Nase, da die Lese voll im Gang war und gleich in der Nähe des Parkplatzes die die Trauben verarbeitet wurden. Wir stiegen hinauf zum Castello und waren fasziniert von den mächtigen Mauern, die das ganze Anwesen umgeben. Leider fehlte uns die Zeit zur Besichtigung und wir gingen auf der Ostseite an neu angepflanztem Rebberg vorbei in Richtung San Felice. Borgo San Felice ist ein altes toskanische Dorf, das in eine 5-Sterne-Hote-Anlage umgebaut wurde. Hier wird der bekannt Chianti Classico Il Grigio angebaut. Nach kurzer Rast in San Felice wanderten wir durch das Vitiarium durch den Weinberg und durchquerten das Tal und kamen zu einer imposanten Eiche. Ab hier folgten wir der Strasse nach San Giusto und hatten einen schönen Blick auf Lucignano. San Gusto a Rentennano (der Name ist etruskischer Herkunft) erhebt sich auf einem Hügel über dem Oberlauf des Flusses Arbia ganz im Süden des Chianti Classico Gebietes. Das uralte Zisterzienserkloster, ursprünglich San Giusto alle Monache genannt, war eine unbeugsame Festung. Heute ist es das Weingut der Familie Martini, in dessen Besitz es seit 1914 ist und ausgezeichneten Wein produzieren. Es war sehr interessant die Anlage zu besichtigen, wo Trauben für den Vin San Gusto, dem toskanischen Dessert-Wein auf Schilf zum trocknen ausgelegt waren. Anschliessen stiegen wir in den Keller, der bis 10 m unter der Erde liegt. Er beherbergt Eichenfässer, in dem die verschiedenen Jahrgänge ausgebaut und gelagert werden. Nach der Besichtigung des Kellers wurden wir mit toskanischen Spezialitäten und dem sehr guten Wein verwöhnt. Der Besuch dieses Weinkellers war der krönende Abschluss unserer schönen Wanderwoche in der Toskana.


 

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