19.09. - 24.09.2011
Diesen Herbst fuhren wir wieder in die Toskana. Unser Wandergebiet war weiter südlich im Val d’Orcia und das Hotel war in Chianciano Terme. Der Ort Chianciano Terme besteht aus 3 Teilen, der mittelalterlichen Altstadt in Norden, der Neustadt in der Mitte und dem moderneren Teil mit Hotels und Thermal-Anlagen im Süden. Das Ganze erstreckt sich im Halbmond über den Hang von ca. 2.5 km. Unser Hotel war ein typisches Bus-Zwischenhalt Hotel. Sie machten Zwischenhalt auf dem Weg nach oder von Rom und blieben in der Regel nicht länger als eine Nacht. Die Gäste waren international und kamen aus allen Länder nördlich von Italien.
Die Landschaft im Wandergebiet kann mit dem Chianti-Gebiet nicht verglichen werden. Es hat weniger Wald und auch weniger Weinberge. Es ist die Kornkammer Italiens mit schwerem lehmigem Boden in den Farben ocker bis grau. Die im Wind wogenden Ährenfelder mit Mohnblumen wie man es aus den Prospecken kennt waren geerntet und die Äcke schon gepflügt. Wir besuchten auch die berühmten Weinorte Montepulciano und Montalcino und einen Tag war Siena gewidmet. Einzigartig ist die Crete Senesi, die durch die Erosion geprägte Landschaft, die nicht zu ruhe kommt.
Der Ausgangspunkt der ersten Wanderung war die Therme Bagno Vignoni. Es dominiert das grosse Badebecken, in dessen Mitte eine Thermalquelle sprudelt. Nach kurzem Aufstieg erreichten wir das kleine mittelalterliche Dorf Vignoni Alto. Von hier hatten wir eine prächtige Aussicht über das Orcia-Tal und auf den Monte Amiata, der ehemalige Vulkan, der seit 180’000 Jahren nicht mehr aktiv ist, aber heisse Quellen weisen jedoch noch immer auf seinen vulkanischen Ursprung hin. Auf dem Weg in westlicher Richtung hatten wir kurz einen Blick auf San Quirico d’Orcia, was am nächsten Tag unser Wanderziel war. Vor dem Abstieg zum Fluss Orcia hatten wir Sicht auf das Schloss Ripa d’Orcia, das heute als Hotel geführt wird. Dem Fluss entlang kehrten wir zurück nach Bagno Vignoni, wo wir noch kurz einkehrten. Am Nachmittag besuchten wir Montepulciano für eine Degustation in der Cantina Crociani und besichtigten die Kirche unterhalb der Stadt, die der Madonna di San Biagio geweiht ist.
Ein wahrer Panorameweg führte durch eine bezaubernde Hügellandschaft von Pienza nach San Quirico. Pienza ist der berühmteste Ort des Orica-Tals. Die Geschichte der Stadt ist eng mit dem 1405 dort geborenen Papst Pius II verbunden, der das kleine mittelalterliche Dorf in der Renaissance zum päpstlichen Wohnsitz machte und das Dorf Corsignano, wie Pienza damals hiess, zu einer „Idealstadt“ der Renaissance, durch den Architekt Bernardo Rossellino, umgestalten liess. Der Weg nach San Quirico führte durch eine Hügellandschaft, die zu dieser Jahreszeit aus umgepflügten, ockerfarbene Äcker bestand. Bei Il Rigo hatten wir zu Mittag gegessen und nehmen das letzt Stück Weg nach San Quirico unter die Füsse. Auch in San Quirico wurden wir überrascht von den vielen Sehenswürdigkeiten. Zum Abschluss des Tages fuhren wir nach Montepulciano und sahen auf der Fahrt dort hin die sehenswerte Kapelle Santa Maria di Vitaleta. Da wir am Vortag nur noch Zeit hatten für die Degustation, könnten wir heute Montepulciano genauer erkunden.
Auf der Fahrt zur Abtei Sant’Antimo kamen wir an dem einzigartigen Zypressenwäldchen vorbei. Die Abtei Sant'Antimo stammt aus dem 8. Jahrhundert und wurde von Benediktinern gegründet. Der Baubeginn der jetzigen Kirche war im Jahre 1118. Das schmale Hauptschiff beeindruckt durch seine Höhe von 20 Meter. Im Chor steht ein sehr altes Kreuz. Nach der Besichtigung gings durch Wälder, Rebberge und Olivenhaine hinauf zum Dorf Villa a Tolli, das aufwendig und authentisch als Feriendorf umfunktioniert wurde. Wir hatten Gelegenheit in einem Garten einen alten Pecorino zu essen und ein Glas Wein zu trinken. An der Fattoria Casisano-Colombaio vorbei kehrten wir zurück zur Abtei. Am Nachmittag stand der Besuch von Montalcino und eine Degustation auf dem Programm. Beeindruckend war die Festung oben am Ortseingang mit seinen hohen Mauern und den fünf Türmen. Im Innenhof fand die Degustation statt, bei der wir Weine verschiedener Produzenten zur Verkosten erhalten hatten. Das Leben der Stadt findet rund um die Piazza Garibaldi und Piazza del Popolo statt.
Der Start unser Wanderung war im Dorf San Givanni d’Asso, bei der Kirche San Pietro in Villore, die 714 erstmals erwähnt wurde und aus verschiedenen Baumaterialien gebaut wurde. In der Nähe ist das Castello in dem sich das Trüffel-Museum befindet. Vom Wanderweg aus betrachteten wir noch kurz den Park Regnaia, der vom niedergelassenen amerikanischen Künstler Sheppard Craige 1996 begonnen wurde und laufend, mit Einbezug der Bevölkerung, weiter gestaltet wird. Durch schöne und wo die Erosion unaufhaltsam ist zum Teil bizarre Landschaften mit schönen Landwirtschatfsbetrieben erreichten wir das hübsche kleine Dorf Chiusure, das um seine Zukunft auf dem Lehmhügel bangt. Vom höchsten Punkt des Orts hatten wir Aussicht über die Crete Senesi und sahen schon unser Wanderziel, das Kloster Monte Olivetti Maggiore. Nach kurzem Abstieg trafen wir im Kloster ein, wo uns im dazugehörenden Restaurant ein schmackhafte Essen serviert wurde. Das Kloster Monte Olivetti Maggiore ist in ausgezeichnetem Zustand und steckt voller kunstgeschichtlicher Raritäten. Der Grosse Kreuzgang ist voller Freskenzyklen mit Szenen aus dem Leben des heiligen Benedikt, die von Luca Signorelli und Giovanni Antonio Bazzi, genannt Il Sodoma, gemalt wurden. Auf dem Heimweg machten wir einen ungeplanten Halt zur Besichtigung der Altstadt von Chiaciano Terme, wo unser Hotel steht.
Die Führung durch die Stadt der Gotik, Siena, begann bei der Festung Santa Barbara. Vorbei an der Kirche San Domenico, in der sich auch die Kapelle der heiligen Katherina mit Malereien von Sodoma befindet. Wir kamen auch an der Piazza Independenz (Bankenplatz) mit dem Palazzo Salimbeni vorbei, in dem 1472 die Bank Monte die Paschi gegründet wurde und heute noch Sitz dieser Bank ist. Die Kirche San Cristoforo stammt aus dem 11.-12. Jahrhundert und wurde im Mittelalter auch für Sitzungen des Generalrates der Gemeinde genutzt. Rund um die Piazza del Campo wird ausser dem Palazzo Pubblico von Palazzi namhafter Seneser-Familien umgeben. Der Dom aus schwarzen und weissem Marmor ist der heiligen Maria gewidmet. Die Facciatone ist ein unvollständiges Fassadenteil des „Duomo Nuovo“, der nicht gebaut wurde. Der Dom besitzt eine einmalige Vorderseite und im Innern einen einzigartigen Mosaikfussboden, Gemälden an Decken und Wänden und die Piccolomini-Bibliothek. Mit so vielen Besucher war es ein Gedränge und nicht die ideale Möglichkeit, die Schätze zu betrachten und von Andacht konnte schon gar keine Rede sein. Wir besuchten auch die Fonte-Branda, die mittelalterliche Wasserversorgung von Siena, die heute noch in Betrieb ist.