05.05. - 11.05.2019
Die Wanderwoche in der Süd-Toskana wurde schon im letzten Herbst 2018 geplant. Da ein Teil unserer Gruppe schon 2011 in der Süd-Toskana wanderte, jedoch im Herbst, wurde die Wanderwoche im Frühling resp. anfangs Mai durchgeführt. Wir besuchten vielfach die selben Orte wie 2011, jedoch die Wanderungen waren alle neu und führten über neue Routen. Auch der Unterschied von Herbst und Frühling war bemerkenswert. Die blühenden Wiesen und auch die Orchideen überraschten uns mit ihrer Farbenpracht. Das Wetter war optimal zum Wandern mit max. 18° C, wobei es morgens immer noch etwas frischer war. Auf der Anreise wurden wir am Gotthard und am Apennin sogar von Schneefall überrascht. Nach der Ankunft in Vescovado südlich von Siena im Hotel Albergo di Murlo wurden wir von unserem langjährigen Wanderführer Peter Steckenbauer herzlichst empfangen. Nach dem Bezug der Zimmer wurden wir zu einem Apéro eingeladen und Peter orientierte uns über die bevorstehende Wanderwoche.
Der Ort San Quirico d’Orcia wurde schon von den Etruskern bewohnt. Die Altstadt besteht aus schönen und guterhaltenen Gebäuden und es ist unverkennbar, dass die Stadt unter der Herrschaft der Medici stand. Vor der Wanderung besuchten wir die Sehenswürdigkeiten und durchquerten den italienischen Garten Horti Leonini. Es vielen uns die zahlreichen Pilger auf, die auf der Via Francigena wanderten. Der Pilgerweg Via Francigena führt von Canterbury nach Rom. Unsere Wanderung führte uns über Feld und durch den Wald, an Wein- und Oliven-Plantagen vorbei nach Vignoni Alto, wo der Abstieg zum Terme Bagno Vignoni begann. Wir suchten einen möglichst windstillen Ort um eine Kleinigkeit zu essen, da der Wind recht frisch war. Über den Abstieg erreichten wir die Terme Bagno Vignoni mit dem grossen Thermalwasser-Becken mitten im Ort. Bei einem der zahlreichen Restaurants nutzten wir noch die Gelegenheit ein Glas Wein zu trinken. Anschliessend fuhren wir zum Hof Pianporcino, wo wir den Pecorino-Betrieb besichtigten und 8 verschieden gereifte Pecorinis zum Verkosten serviert wurden. Dieser Besuch wurde von Mittwoch auf heute vor verschoben, da es zeitlich besser passte. Auf dem Rückweg fuhren wir an den viel fotografierten Cipressi di San Quirico d’Orcia vorbei.
Wir fuhren in Richtung Chianciano Terme und unterhalb von La Force konnte Daniel den Bus parkieren. Die Wanderung führte uns an La Foce vorbei, dem ehemaligem Pilgerhospiz, das heute eine Luxus-Resort ist mit mehreren Gastbetrieben in der näheren Umgebung wie z.B. Chiarentana, bei der wir auf dem Rückweg vor bei kamen. La Foce liegt am gegenübrigen Hang des beliebten Foto-Motiv Strada di Valoresi. Nach dem Aufstieg auf dem Bergrücken hatten wir eine grosse Aussicht und sahen im Osten bis zum Lago Trasimeno. Nach der Wanderung wurden wir gleich neben dem Parkplatz zu einer typisch toskanischen Jause geladen, die fantastisch mundete. Auf dem Rückweg machten wir noch einen Abstecher zu dem durch seine Brunello-Weine weltweit bekannte Städtchen Montalcino und hatten noch Musse für ein Glas einheimischen Wein.
Nachdem das Parkieren erledigt war besuchten wir die weltbekannte Stadt Montepulciano mit seinen Sehenswürdigkeiten. Es ist zu bedauern, dass in den schönsten Städten und reizvollen Gassen, nicht nur in Montepulciano, keine Fotos möglich sind ohne dass auf dem Bild störend Autos verewigt werden. Es waren schon recht viele Touristen und Autos unterwegs. Wir besuchten auch die Kirche Madonna di San Biagio unterhalb der Stadt, von wo unsere Wanderung gestartet wurde. Durch schöne Landschaften, an Wein- und Oliven-Anlagen vorbei kamen wir an einem sehr schönen Weingut Santavenere, das der Familie Triacca gehört, die im schweizerischen Valposchiavo zu Hause ist. Nach steilem Abstieg erfolgt der Aufstieg nach Monticchiello, einem verträumten sehr schönen Städtchen mit nur 200 Einwohnern, das zu Pienza gehört. Wir genossen eine hervorragende Burrata und eine Flasche Vernaccia di San Gimignano.
Zum Startpunkt der heutigen Wanderung fuhren wir wiederum ins Val d’Orcia an Castiglione d’Orcia und Rocca d’Orcia vorbei nach Vivo d’Orcia. Die Wanderung fand auf der Nordflanke vom Monte Amiata statt, wobei der Ehrgeiz und unsere Leistungsfähigkeit nicht bis zum Gipfel reichte, was auch nicht geplant war. Wir marschieren durch Kastanien und Buchen Wälder und staunten über die reichen Wasservorkommen, die seit längerer Zeit gefasst wurden und das Gebiet bis nach Siena mit Frischwasser versorgt. Nach den Wasserfassungen erreichten wir den höchsten Punkt unserer Wanderung bei der Kirche der Einsiedelei. In der Nähe befinden sich auch 2 Häuschen, die früher zum Trocknen von Kastanien benutzt wurden. Nach kurzem Abstieg kamen wir zum Parkplatz, wo Daniel auf uns wartete und uns hinunter nach Pescina zur Pizzeria Luca brachte. Hier genossen wir wieder sehr gute toskanische Küche und den passenden Wein. Nach dem Essen fuhren wir hinunter zur Fondazione „Il Giardino di Daniel Spörri“. Es ist eine sehr interessante Anlage mit witzigen Sprüchen resp. Wortspielen an den Hauswänden und ebenso mehrdeutige Skulpturen verteilt über das ganz Gelände. Bei schönem Wetter genossen wir den Rundgang. Auf der Rückfahrt durch das schöne Orcia-Tal fuhren wir an der Abtei Sant’Antimo vorbei.
Am letzten Wandertag fuhren wir in die Crete Senesi zum Kloster Monte Oliveto Maggiore. Das Kloster gehört dem Orden Olivetaner und ist ein benediktinischer Zweigorden. Berühmt ist die Abtei vor allem durch den Kreuzgang, der geschmückt ist mit einem Zyklus von 36 Fresken von Luca Signorelli und Giovanni Antonio Bazzi, genannt Sodoma. Die wandhohen Gemälde aus der Renaissance schildern das Leben des heiligen Benedikt und gelten als einer der schönsten Freskenzyklen der Renaissance. Anschliessend an die Besichtigung brachte uns Daniel hinauf zum schmucken Dorf Chiusure, dessen Existenz eine Frage der Zeit ist, denn ringsum erodieren die Hügel. Da oben hatten wir eine schöne Aussicht über die Crete Senesi und das Kloster. Die Wanderung, die wir hier starteten, führte uns über die Lehmhügel an Bauernhöfen vorbei nach Buonconvento. Kurz vor Buonconvento wartete Daniel auf uns damit wir nicht auf der vielbefahrenen Strasse den letzten Kilometer gehen mussten. Er brachte uns zur Bar Amici di Campriano, wo uns Pasta und Antipasti inkl. Wein serviert wurde. Wir hatten auch Gelegenheit, hauseigenen Wein zu kaufen. Nach der ausgiebigen und schmackhaftem Mahlzeit mussten wir mit Wehmut feststellen, dass eine Besichtigung des sehr gut erhaltenen und sehenswerten Städtchen Buonconvento zeitlich nicht mehr möglich war.
Es war eine sehr schöne Wanderwoche in der Süd-Toskana mit einer Landschaft, wie wir Mitteleuropäer die Toskana vorstellen. Die Flora und Fauna war ebenfalls bezaubernd, jedoch die wogenden Getreidefelder mit Mohnblumen waren eher eine Seltenheit, da die Getreibesaat entsprechend behandelt wird, dass die Samen der Mohnblumen nicht mehr keimen können. Die Gegend bietet sehr schöne Wanderwege und viele interessante und bekannte Orte mit beeindruckender Kultur bis zu den Etruskern. Wir konnten auch die ganze Woche die toskanische Küche in vollen Zügen geniessen, insbesondere im Hotel, wie auch den ausgezeichneten Wein. Das für die Jahreszeit zu kühle Wetter war zum Wandern sehr angenehm und dass wir alle Wanderungen ohne Regen durchführen konnten, war auch super und wie ich vermute, den wandernden Engel zu verdanken.